Stotziges Horn in einem welschen Steinbockparadies
Öppis Rächts halt, verspricht mir Astrid, die Tourenleiterin. Und das in den Westschweizer Voralpen?
Vom Parkplatz Les Baudes steigen wir erst auf rot-weissem Weg (T2) immer steiler hoch zum Col de la Bounavaletta. Nicht viel anders als wie aufs Mittagsgüpfi, meint Pia beiläufig. Unsere Napfcrew ist heute stark männeruntervertreten. Ob deshalb etliche MÄNNERtreu und KNABENkräuter den Aufstieg zieren? Und – hast du schon mal Männertreu geschnuppert? Unser Gipfel hat seinen Namen jedoch nicht vom nach Vanille riechenden Prachtsstück. Auch hat die Bezeichnung „Vanil“ nichts mit Glace zu tun, sondern bedeutet im lokalen Dialekt so viel wie „Steilwand“. Aha!
Spätestens jetzt ab der blau-weissen Markierung (T4) sind unsere Steinbockprofile gefragt. Über steile Schotterspuren, ausgesetzte Hangquerungen und eine kabelgesicherte Kletterstelle geht’s aufwärts. Weiter läufts sich locker über die Karrenfelder, wie an der Schratte . Leichte Kraxeleien und ups…viel Luft unter dem Füdli beim tiefen Einschnitt beim Pas de la Borière rauben mir immer mal wieder den Atem. Hinter der Scharte hilft uns ein dünnes Drahtseil die ersten Meter zum Gipfelgrat hinauf. Fast wie auf dem Brienzergrat spazieren wir dem Gipfel entgegen. Alles ein bitzeli wie zuhause, einfach anders – mit viel welschem Charme!
Beim Rundumblick auf dem höchsten Freiburger erblicken wir kreisende Adler, beim Abstieg sind wir den Steinböcken so nah wie noch nie. Schmetterlinge, Schlangen – das gesamte Tierparadies hat Astrid für uns bestellt. Nur – gell, das nächste Mal lass es gut sein mit den Wildtieren! Dass wir nämlich bei der Anfahrt im Schritttempo hinter dem Alpaufzug der sieben Kühe unsere Geduld üben durften, ist wohl auch dir zu verdanken.